8 Kreativschaffende erzählen, wie sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben
Mach dich auf den Weg zu kreativer Entfaltung mit exklusiven Tipps von unseren Domestika-Lehrern und erfahre, wie du in der Kreativbranche Fuß fasst.
Sei es wegen des aktuellen Weltgeschehens oder eines persönlicheren Grundes – viele von uns beschäftigen sich zunehmend mit der Suche nach dem Sinn des Lebens. Da die Arbeit einen solch großen Teil unseres Lebens ausmacht, kann ein Berufswechsel viele Vorteile mit sich bringen: Er fördert lebenslanges Lernen und persönliches Wachstum.
Ideal wäre eine Tätigkeit, in deren Zentrum dein Ikigai steht, ein japanisches Konzept, das man frei als "Sinn des Daseins" übersetzen könnte. Aber wie lassen wir Selbstzweifel hinter uns und finden einen Beruf, der uns in unserer Entfaltung unterstützt? Wir haben mit acht Domestika-Lehrern und -Lehrerinnen aus der Kreativbranche über ihre wertvollsten Erkenntnisse gesprochen und darüber, wie sie neue Wege geschaffen haben, indem sie ihren Beruf gewechselt, sich in ihrer Leidenschaft weitergebildet oder ihre eigenen Projekte priorisiert haben.
Egal in welcher Lebensphase du dich gerade befindest – es ist nie zu spät (oder früh), eine neue Richtung einzuschlagen. An welchem Scheideweg du auch stehen magst – hier findest du acht Anregungen, die deine Fantasie zu kreativer Entfaltung beflügeln!

1. Zuversicht und das Überwinden von Zweifeln
Selbstzweifel sind der größte Polterer in vielen kreativen Köpfen! Hier verraten uns drei Illustratoren bzw. Illustratorinnen ihre Tipps zu diesem Thema.
Adolfo Serra über Selbstzweifel
Adolfo Serra (@adolfoserra) studierte Werbung und PR, doch entschied sich später für seine wahre Leidenschaft: das Zeichnen. Heute ist er ein Illustrator, der bereits vielfach ausgezeichnet wurde.
"Als ich begann, Kunst zu studieren, war ich sehr unsicher. Ich war in meinen Dreißigern und war von viel jüngeren Studenten umgeben, die schon seit Jahren intensiv gezeichnet hatten. Ich fühlte mich nicht nur älter, sondern auch unbeholfen und ich hatte viele Zweifel, ob dieser Weg der richtige für mich sei und ob ich das Wissen oder Talent hätte, das Illustrieren zu meinem Beruf zu machen. Glücklicherweise bemerkte das ein Lehrer und gab mir den besten Ratschlag, nicht nur in Bezug auf meine Karriere, sondern auch auf mein Leben: "Dass Sie hier sind, hat seinen Grund. Stehen Sie sich nicht selbst im Weg."
"If you are here, it's for a reason, don't limit yourself", Adolfo Serra
Es wirkt wie ein simpler Tipp, doch in Wahrheit sind es häufig wir selbst, die unseren Chancen, Jobs und Träumen im Weg stehen. Manchmal zögern wir oder geben uns mit kleineren Zielen zufrieden, doch es geht ganz einfach darum, sich nicht selbst zu behindern. Versuche es weiterhin und habe Spaß dabei, egal ob es um einen Job geht, eine Illustration oder ums Leben selbst."

Gabriela Niko über Perfektionismus
Gabriela Niko (@gabrielaniko) ist freiberufliche Illustratorin und Sketchbook-Künstlerin mit Spezialisierung auf Porträts.
"Viele Jahre lang kämpfte ich mit meinem Perfektionismus. Er hielt mich davon ab, meine künstlerischen Fähigkeiten auszubauen. Ich mochte Skizzenbücher immer gerne, aber habe es nie geschafft, sie weiterzuführen. Nach ein paar Seiten vergeblicher Zeichenversuche kam ich immer zu dem Schluss, dass ich nicht zeichnen könne. Am Ende hatte ich einen Haufen angefangener Skizzenbücher und kein Selbstvertrauen mehr.
Allerdings fand ich eines Tages Videos von anderen Künstlern, die ihre Skizzenbücher auf YouTube zeigten. Ich war überrascht, dass ihre Skizzenbücher nicht so perfekt waren, wie ich es erwartet hatte. Ich sah gescheiterte Versuche, weiße Seiten, Gekritzel, Notizen, Ausschnitte aus Zeitschriften, Farbproben... Das änderte alles!
"My life and career path changed completely because I allowed myself not to be perfect," Gabriela Niko
In den letzten drei Jahren habe ich fast jeden Tag gezeichnet! Ich habe schon ganze sechs Skizzenbücher gefüllt. Ich öffnete ein Instagram-Konto, das sehr populär wurde (@doodle_traffic), und vor einem Jahr ließ ich dann meine Festanstellung hinter mir, um meine neue kreative Freiheit zu erforschen.
Mein Leben und mein beruflicher Werdegang veränderten sich von Grund auf, weil ich es mir erlaubte, nicht perfekt zu sein. Seitdem sind Niederlagen für mich nicht mehr so schmerzhaft. Ich weiß, dass Lernen nicht geradlinig verläuft und dass ich immer mal einen schlechten Tag haben kann. Ich kämpfe immer noch mit der perfektionistischen Stimme in meinem Kopf, aber ich kann sie mittlerweile viel schneller beruhigen."
Nubia Navarro über das Annehmen von Kritik
Nubia Navarro (@nubikini) ist Grafikdesignerin mit Leidenschaft für Typografie und Briefe.
"Im Laufe meiner Karriere wurde mir oft gesagt: "Nimm nicht alles so persönlich." Aber ich bin eine sehr emotionale Person, also habe ich in der Vergangenheit natürlich das ein oder andere persönlich genommen. Ich versuche, mich immer daran zu erinnern. Im Berufsalltag und umso mehr in der Designbranche ist es sehr wichtig, Kritik so gut wie möglich anzunehmen, um ein Team mit anderen Leuten bilden zu können. Und ich lerne immer noch jeden Tag dazu.
"It’s very important to receive criticism in the best way", Nubikini
Das anzuerkennen hatte einen sehr positiven Effekt, da es für mich manchmal schwierig ist, Kritik nicht als etwas zu betrachten, das meinen Ablauf unterbricht, sondern als die Grundlage, die wir manchmal brauchen, um darauf etwas Stabiles darauf aufbauen zu können. Immer wenn ich jetzt Anmerkungen zu meiner Arbeit erhalte, versuche ich, so objektiv wie möglich zu sein, um hinter die Worte zu blicken und zu verstehen, was mir bei meinem Prozess hilfreich sein kann."

2. Sich selbst zu treu bleiben, egal was passiert
Viele Kreativschaffende kennen es, wenn Andere ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen können oder sie sich von Kundenwünschen eingeschränkt fühlen. In beiden Fällen kann es einem Kraft schenken, persönliche Ziele zu verfolgen.
Ji Lee über eigene Projekte
Ji Lee (@jilee) ist Creative Director bei Facebook und Instagram, Autor und Erfinder von Projekten wie Word as Image und Drawings for My Grandchildren.
"Der beste Weg zum Erfolg und einer erfüllenden Karriere ist, sich auf persönliche Projekte zu konzentrieren. Wenn du an eigenen Projekten arbeitest und sie mit der Welt teilst, drückst du etwas ganz Ehrliches und Einzigartiges aus, das nur aus dir kommen kann. Es ist nicht für Kunden gedacht und erfüllt keinen Werbezweck. Es existiert, weil dich etwas begeistert und die Leute zieht so etwas stark an. Es kann dir so viele Möglichkeiten im Außen eröffnen und auch im Inneren durch Selbstverwirklichung und Wachstum.
"Through making my personal projects, I gained a great self-confidence and the belief that I can do anything I want without help from my boss or my clients," Ji Lee
Ich verdanke fast alles Positive, das mir in meinem Berufsleben passiert ist, meinen persönlichen Projekten. Leute, die für unglaubliche Unternehmen wie Droga5, Google und Meta arbeiten, wollten mich anstellen, weil sie eine Verbindung zu meinen Projekten gespürt haben. Was aber viel wichtiger ist: Durch die Projekte habe ich an Selbstvertrauen gewonnen und bin zur Überzeugung gelangt, dass ich alles erreichen kann, was ich will, ohne die Hilfe meiner Vorgesetzten oder meiner Kundschaft. Dieses Selbstbewusstsein hat mein Leben verändert."
Dot Lung über unförderliche Kritik
Dot Lung (@dotlung) ist Expertin für Social Media, die ihren Kunden hilft, digitale Imperien aufzubauen. Sie hat bereits mit Branchengrößen wie Facebook und Wix gearbeitet.
"Nimm keine Ratschläge oder Kritik zu deiner Arbeit oder deinen Werken von jemandem an, der noch nie etwas geschaffen hat oder sich nicht an dem Punkt befindet, wo du hinwillst. Höre auf das Feedback von Leuten, die schon mal in deiner Situation waren und dir tatsächlich helfen können, statt auf Kritik von Menschen zu vertrauen, die dich beruflich nicht weiterbringen werden.
"Do not take criticism on your creations from someone that has never created anything... Do take feedback from people that have been there before," Dot Lung
Ironischerweise setzte mein Erfolg genau dann ein, als ich aufhörte, auf meine Eltern zu hören. Sie haben meine Tätigkeit nie verstanden und tun es auch heute nicht, aber versuchten, mir dennoch Ratschläge zu einem Beruf zu geben, der in ihrer Generation gar nicht existierte. Seit ich mir unnötige Meinungen nicht mehr zu Herzen nehme und an mich und meinen Weg glaube, bin ich erfolgreicher."

3. Dranbleiben
Vom kleinen Nebenerwerb bis hin zum Glauben daran, dass du es schaffen kannst: Zwei Kreativschaffende teilen ihre Gedanken zum stückweisen Aufbau eines Traumlebens.
Alicia Aradilla über kreative Routinen
Alicia Aradilla (@a_aradilla) ist Reiseillustratorin und Aquarellmalerin. 2017 ließ sie ihre Stelle in einer Werbeagentur hinter sich und bereiste die Welt, während sie ihre Erlebnisse mit Wasserfarben festhielt und dadurch eine große Followerschaft auf Social Media erreichte.
"Wenn es eines gibt, das ich gelernt habe, ist es, wie wichtig es ist, immer weiter zu arbeiten. Manche Projekte werden besser, manche schlechter, aber die tägliche Arbeit bringt dich auf neue Ideen, lässt dich aus Fehlern lernen und lässt dich in deiner Karriere vorankommen.
"The routine of making between two and three drawings helped me develop my own style and improve my technique," Alicia Aradilla
Während meiner einjährigen Reise Malreise um die Welt führte meine Routine von zwei bis drei Zeichnungen pro Tag nicht nur dazu, dass ich meinen Stil fand und meine Technik verbesserte, sie half mir auch, eine Community aufzubauen, da ich meine Arbeit täglich veröffentlichte. Dank dieser Ausdauer und Anstrengung kann ich mich heute ganz meiner Leidenschaft widmen und meinen Lebensunterhalt als Illustratorin verdienen."
72kilos über Entschlossenheit
Óscar Alonso alias @72kilos ist Illustrator und Karikaturist. Er erzählt Alltagssituationen nach und teilt seine Innenwelt auf Instagram. Zudem arbeitet er mit namhaften Marken wie Adidas.
"Der beste Ratschlag, den ich erhielt, war: ‘Immer dranbleiben und Schritt für Schritt gehen.’ Es ist schwierig, das zu verstehen, wenn du erst am Anfang stehst und voller Energie und Tatendrang bist. Vor dir liegen Millionen von Treppenstufen. Besteige eine nach der anderen.
"The best advice I got was ‘do it always and do it slowly’," 72kilos
Ich arbeitete als Copywriter und erstellte meine Zeichnungen und Cartoons nachts. Daher ging ich immer ziemlich spät ins Bett, aber ich hatte das Gefühl, dass alles in die richtige Richtung geht. Es gab viele Niederlagen und schwere Momente, aber ich machte immer weiter. Ich füllte ganze Skizzenbücher, ohne zu merken, wie ich mich verbesserte. Als ich mehr Aufträge erhielt, entwickelte sich mein eigener Stil ganz natürlich und die Dinge nahmen ihren Lauf.
Ich weiß, dass ich mich immer noch auf dem Weg des Lernens befinde. Sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen sind Teil des Prozesses. Aber ich bleibe immer dran und gehe Schritt für Schritt."

4. Zusammenhänge verstehen
Einen neuen Weg einzuschlagen oder in eine neue Richtung zu gehen ist wie eine Achterbahnfahrt. Aber wie unsere letzte Lehrerin erklärt, ist das Teil des Prozesses.
Laura Varsky über die Suche nach dem Sinn
Laura Varsky (@lau_varsky) ist Designerin, Illustratorin und Lehrerin für Schriftgestaltung, die 2006 einen Latin Grammy Award als Art-Direktorin gewann.
"Wenn wir spüren, dass es an der Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen, denke ich, dass es wichtig ist zu verstehen, dass man nie bei Null anfängt. Alle Erlebnisse, die wir mitbringen, haben uns etwas gelehrt, sind unschätzbare Erfahrungen und bieten uns die Grundlage für unseren neuen Weg. Jede kreative Arbeit setzt umfassende Kenntnisse und ein Gespür für die Interdisziplinarität voraus. Wichtig ist es zu verstehen, wie alles miteinander zusammenhängt, und sich dies zunutze machen zu können.
"All of the learning, invaluable experiences, and raw material we bring with us will be incorporated into our new journey," Laura Varsky
Es fällt mir immer schwer, zu definieren, was ich in einem spezifischen künstlerischen Bereich mache. Ich genieße es, von Bereich zu Bereich zu hüpfen. Manchmal ist es schwer, das anderen Leuten zu erklären, weil sie sich häufig eine klare Antwort erhoffen. Aber für mich ist es eindeutig, dass alles miteinander zusammenhängt und zwar ständig. Das ist genau das, was mich so begeistert: der Versuch, ständig neue und verschiedene Sachen zu lernen, ohne zu wissen, wie sie später das bereichern werden, was ich als nächstes tun werde. ‘Wohin wird mich das führen?’ ist etwas, was ich mich häufig frage und die Antwort überrascht mich immer wieder angenehm."
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Illustrationen von @maja_dabek.
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