Wie man in der Welt der Illustration Fuß fasst

Entdecke Tipps und Fakten zu diesem Beruf und lass dich von Catalina Estrada inspirieren, den Schritt zu wagen.

Catalina Estrada (@catalinaestrada) ist Illustratorin und Musterdesignerin. Sie stammt aus Kolumbien und ist, vom Dschungel umgeben, außerhalb von Medellín aufgewachsen. So sind die Bilder von riesigen Bäumen, fantastischen Pflanzen und kräftige Farben ihre Musen und Passion. Ihr Stil zeichnet sich durch viel Licht und Positivität aus und ist geprägt von einem Latino-Flair, der sich in ihren Illustrationen und Mustern widerspiegelt. Sie hat mit Marken wie Paul Smith, Coca-Cola, Microsoft, Camper, Nike, Levi's, Smart (Mercedes-Benz), UNICEF, Amnesty International, der Stadtverwaltung von Barcelona (Spanien) und London (Vereinigtes Königreich) und der Regierung von Indien gearbeitet.

Ihre Designs schmücken Tapeten, Bettwäsche, Handtaschen, Koffer, Kleider, Sonnenschirme, Schulbedarf und vieles mehr und bereiten weltweit Tausenden Menschen tagtäglich Freude.

Catalina weiß, dass der erste Schritt in der Welt der Illustration schwierig sein kann. Deswegen teilt sie heute einige Tipps, Lehren und Lektionen, die dir Inspiration bieten und dich dazu ermutigen sollen, zu dem/der Illustrator:in zu werden, der/die du sein möchtest.

Portfolio: Erste Schritte, um Fuß zu fassen

Niemand wird Illustrator von einem Augenblick zum nächsten, und es ist kompliziert, ohne Berufserfahrung ein Portfolio zu erstellen. Deshalb empfehle ich dir, wenn du von Grund auf anfängst, zwei oder drei Techniken zu wählen, die dich interessieren; vielleicht einen Kurs dazu zu belegen, um etwas Übung zu bekommen.

Experimentiere, probiere Muster aus und wähle jene, die dir am besten gefallen, um mit ihnen ein Portfolio zu erstellen. Bedenke, dass du nicht beweisen musst, dass du Tausende Sachen machen kannst, du zeigst, an was du mehr Spaß hast, was besser zu dir passt.

Wenn ich drei Sachen nennen müsste, auf die du bei deinem Portfolio achten solltest, würde ich sie so zusammenfassen:

1. Viele der Menschen, die sich deine Arbeit anschauen, haben nicht viel Zeit, gestalte also deine visuelle und narrative Botschaft so knapp wie möglich.
2. Benutze Hashtags, diese Schlagwörter heben dein Werk bei zufälligen Suchen hervor und erhöhen deine Sichtbarkeit.

3. Nur weil du mehr Arbeiten einbaust, heißt das nicht, dass das Portfolio gleich ansprechender wirkt. Wähle also Werke, die deine Essenz als Illustrator zum Ausdruck bringen.

Ich empfehle außerdem, Social Media zu nutzen, besonders Instagram. Für mich ist es ein wunderbares Präsentations- und Promo-Tool. Ich weiß, dass es vielleicht langweilig ist, aber, wenn du in diesem Beruf erfolgreich sein möchtest, musst du dir die Zeit nehmen, Werke zu produzieren und sie zu promoten.

Definiere deinen Stil, aber sei flexibel

Der Stil ist etwas, das dich als Illustrator definiert; wenn du glaubst, dass du keinen hast, keine Sorge, Vielfalt ist auch eine berufliche Eigenschaft.

Ich bin davon überzeugt, dass der Stil einen Vor- und einen Nachteil hat:

- Der Vorteil: Deinen Stil zu definieren, macht es einfacher, an Kunden zu gelangen. Wenn Leute mich kontaktieren, weil ihnen mein Werk gefällt, ist mein Stil in sich stimmig und gut definiert, es ist also einfach, dass ich ihnen mit meinem Werk bieten kann, was sie suchen.

- Der Nachteil: Manchmal wird der Stil zu einem kreativen Gefängnis. Es gibt Situationen, in denen die Kundschaft nicht möchte, dass ich mit Techniken oder Stilen experimentiere, mit denen sie mich nicht identifiziert, das kann einen einschränken. Ich musste Kunden suchen, die es mir erlaubten, mich weiterzuentwickeln, um nicht in meinem Stil festzusitzen. Durch Vielfältigkeit bleibt die Kreativität am Leben.

Ich finde es sehr gesund, am Anfang verschiedene Techniken zu erkunden. Man beginnt nicht mit einem Stil, es ist etwas, das man sucht, das sich weiterentwickelt; mach dir also am Anfang keine Sorgen, wenn du dir nicht über deinen im Klaren bist. Es ist wichtig, dass du deiner Intuition folgst und in dem Bereich arbeitest, in dem du dich wohlfühlst und wo du dich weiterentwickeln kannst.

Der Wert (und Preis) deiner Arbeit

Ich gebe hierzu selten Rat, weil ich glaube, dass es keine Formel gibt, die für alle funktioniert, aber ich spreche aus Erfahrung und dachte persönlich nie, dass man mit Illustrationen seinen Lebensunterhalt verdienen könnte. Für mich war es ein Hobby, ich machte es freiwillig für Stiftungen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand für meine Arbeit zahlen würde, bis es eines Tages doch so war und dies meine Perspektive änderte.

Am Anfang kann man unbezahlte Werke gestalten, man hat kreative Freiheit und das hilft dabei, den eigenen Stil und die eigene Identität zu finden. Meine Absicht war am Anfang zum Beispiel, nur das Beste in mir zum Vorschein zu bringen und meine Gefühle visuell darzustellen. Aber Achtung, das bedeutet nicht, dass man sich ausnutzen lassen sollte, es sind vielmehr die ersten Gelegenheiten, uns weiterzuentwickeln.

Ich werde oft gefragt, wie viel Geld man verlangen sollte, ich glaube, dass die einfachste Antwort immer ein Gespräch mit der Kundschaft sein muss. Kostenvoranschläge können durchaus verhandelt werden: Das Beste ist, ein Gespräch mit der Kundschaft zu führen. Es kann immer verhandelt werden.

Bedenke, dass dir ein Auftrag entweder eine gute Bezahlung oder eine kreative Challenge und Herausforderungen, die dir persönliche Zufriedenheit geben, oder beides bietet. Wenn du Projekte wählst, suche immer ein Gleichgewicht zwischen beiden Elementen. Bedenke immer, dass es wichtig ist herumzuexperimentieren, sich weiterzuentwickeln, das zu finden, was sich gut für dich anfühlt, herauszufinden, welches Budget du benötigst, wie viel Kreativität du jeweils einsetzen möchtest usw. Beides ist in Ordnung, du musst nur sicher sein, dass du mit deiner Arbeit und mit dem, was du mit ihr verdienst, zufrieden bist.

Beharrlichkeit vs. Geduld: das Gleichgewicht

Es gibt etwas, das ich "aktive Geduld" nenne. Dieses Konzept besteht darin, Geduld zu haben, auf eigene Faust mit Übungen dranzubleiben, dir Aufträge von möglichen Kunden vorzustellen und weiterhin deine Werke auf Social Media zu teilen, Inspiration in Werken anderer Illustratoren zu suchen; zu suchen, mit wessen Arbeit du dich identifizieren kannst und zu recherchieren, mit wem diese Künstler arbeiten, eine Kontaktliste zu erstellen usw.

Als ich jünger war, gab es Social Media nicht, man musste sich mit Artdirectors verschiedener Verlage in Verbindung setzen; ich schickte ihnen immer das Portfolio, das ich auf einer Webseite vorbereitet hatte. Ich wusste, dass ich nichts zu verlieren hatte, ich musste es also versuchen und es klappte: Irgendwann wurde ich veröffentlicht, nicht nur das, ich wurde auch bezahlt. Ich empfehle also, viel Geduld zu haben, proaktiv zu sein und Optionen für mehr Wachstum, Projektion und ein konstantes Lernen zu suchen.

Illustration: 4 Dinge, die dir niemand erzählt.

Das hat mir niemand erzählt, als ich mich für diesen Berufsweg entschieden habe:

1. Man kann von der Illustration leben, ich kann es bestätigen.

2. Du musst Illustration nicht studiert haben, um diesen Berufsweg einzuschlagen: Du kannst dir selbst Kenntnisse aneignen.

Ich bin 100 % Autodidaktin; heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, zu lernen und deine kreative Seite zu fördern. Bilde dich weiter und suche unabhängige und alternative Wege, um etwas Neues zu lernen.

3. Arbeite einen Mustervertrag aus, aus dem deutlich hervorgeht, dass die Rechte deiner Illustrationen dein Eigentum sind. Wenn ein Kunde alle Rechte möchte, muss er für sie zahlen. Informiere dich über den rechtlichen Teil und arbeite einen für dich vorteilhaften Mustervertrag aus.

4. Aus allem lernt man, auch aus Fehlern. Auch wenn ich dir genauestens erzähle, wie ich es gemacht habe, wird dein Weg anders sein. Nur mit Fehlern, Versuch und Irrtum wirst du zum Profi, der du werden möchtest.

Text von Catalina Estrada, Illustratorin und Musterdesignerin, Lehrerin der Kurse Illustration für Muster mit Seele und Farbpaletten für lebendige Muster.

Und nicht vergessen: Mit Domestika Plus kannst du jeden Monat exklusive Inhalte wie diesen genießen.

Folgendes könnte dich auch interessieren:

- 3 Schritte, um ein glücklicher Vollzeitkünstler zu werden von Claudia Sahuquillo
- Erfolgsrezepte: Die Rituale von 10 legendären Kreativen
- 8 Kreativschaffende erzählen, wie sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben