Mein Abschlussprojekt für den Kurs: Psychothriller schreiben lernen
Mein Abschlussprojekt für den Kurs: Psychothriller schreiben lernen
by Kristina Pelz @krostina
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Synopsis
Eine Teenagerin wechselt an eine neue Schule und gerät dadurch in ein hinterlistiges Spiel, in dem sie gezwungen ist, sich zu entscheiden, ob sie mitspielt oder sich davon zerstören lässt.
Mia unterdrückte bewusst ihr zu schnelles Atmen. Ihre Turnschuhe quietschten auf dem polierten Vinylboden laut genug, dass man sie überall hören konnte, da musste sie nicht noch keuchen wie ein Auspuff. Es roch nach Menschen hier im Flur, nach Schweiß und nach Deo, nach billiger Kosmetik und staubigem Stoff. Es roch bei jedem Schulwechsel irgendwie gleich, es klang gleich und vor allem fühlte sich der Knoten in ihrem Bauch immer gleich an.
Sie war mit ihrer Mutter in den Sommerferien schon mal hier gewesen – ihre Mutter hatte sich extra einen Tag frei genommen – und eine Lehrerin hatte ihnen eine Tour gegeben. Sie hatte auch den groben Ablauf erklärt, aber Mia kannte das Prozedere bereits, also hatte sie nicht zugehört.
Mia war nun auf dem Weg zum Sekretariat, um ihren Stundenplan abzuholen. Man war so nett gewesen, sie nicht gleich vor der ersten Stunde herzubestellen und trotzdem waren die Gänge wie leergefegt, weil alle bereits im Unterricht waren. Letzte Woche hatte sie ihre Schuluniform bekommen und bereits festgestellt, dass diese nicht richtig saß: Sie war an den falschen Stellen zu groß und an den richtigen Stellen zu eng.
An der entsprechend ausgeschilderten Tür blieb Mia stehen und klopfte. Sie wartete darauf, dass sie hinein gebeten wurde und steckte zuerst ihren Kopf durch den Türspalt und schließlich den Rest ihres Körpers. Eine Theke trennte Mia von zwei Arbeitsplätzen, an dem eine ältere Frau mit blaustichigem Haar und einer Brille, die so aussah, als hätte man sie aus der Kinderabteilung, saß. Zu Mias entsetzen wurde sie von dieser Frau direkt angestrahlt, als sie sie erkannte.
„Ach, Mia Frey! Schön, dass du da bist!“
Mia nickte stumm und trat näher heran. Rechts von ihr auf dem Tresen sah sie ein Klemmbrett auf welches Unterschriften neben Namen gekritzelt waren, sowie eine Schachtel Kreide stehen.
Die Sekretärin erhob sich erstaunlich flink und huschte zu einem Schrank voller schwarzer Akten, aus dem sie eine kleinere Mappe hervorzog.
„Bitte sehr, darin findest du deinen Stundenplan, den Schulplan, sowie die Hausordnung“, erklärte sie Mia, als diese die Mappe wie einen Scheck entgegennahm. „Solltest du irgendwelche Fragen haben, kannst du dich selbstverständlich an uns oder an deine Lehrer wenden!“
Mia nickt erneut und hauchte ein Danke.
„Kann ich sonst etwas für dich tun?“, fragte die Frau und entließ Mia, als diese verneinte.
Sie hauchte noch eine Verabschiedung, bevor die Tür sich schloss und räusperte sich erst danach. Mia verfluchte ihre Stimme dafür, dass sie nicht gehorchen wollte.
„Das kommt davon, dass du sie nicht genug nutzt“, hatte ihre Mutter mal gesagt, was bei einer jüngeren Mia nur eine Trotzreaktion ausgelöst hatte. Was wusste ihre Mutter denn schon?
Mia machte einen Schritt zur Seite, weg von der Tür und öffnete die Mappe. Es war erst kurz nach acht, also hatte sie noch genug Zeit, um sich alles gründlich durchzulesen, bevor ihr jemand begegnete.
Ihr Plan war ein fürchterliches Durcheinander aus Kürzeln. Sie hockte sich hin, um die Mappe auf ihrem Schoß abzulegen und den Plan mit einem Zettel abzugleichen, auf dem alle Kurse standen. Als ihr gesagt wurde, dass sie einen Stundenplan bekäme, hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie ihn selbst entziffern und zusammenstellen musste. Welche Lehrer sie in welchem Kurs hatte war auch nirgendwo vermerkt. So viel dazu, sich an jemandem bei Fragen zu wenden.
Sie beschloss, dass die Pinnwand neben dem Sekretariat nicht der beste Ort hierfür war und fischte den Gebäudeplan aus der Mappe, um nach der Cafeteria zu suchen. Mia folgte dem Plan, bog nur ein Mal falsch ab, weil sie die falsche Treppe nahm und fand sich schließlich in einer geräumigen, hell erleuchteten Halle wieder, die mit langen Tischen und Stühlen aus Metall zugestellt war. Die Wand gegenüber war komplett verglast und gab den Blick auf einen großen Teil des Schulhofs, sowie den Wald hinter der Schule frei.
Sie entschied sich für einen Tisch, von dem sie einen guten Ausblick hatte und packte die Mappe wieder aus. Sie hörte gedämpfte Stimmen hinter der Essensausgabe, als sie einen Stift zum Schreiben aus ihrem Rucksack holte.
Mia war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie nicht hörte, wie sich die Türen hinter ihr öffneten und jemand hereinkam, sondern murmelte ihre Aufzeichnungen weiter vor sich hin.
„Hallo.“ Mia sog erschrocken die Luft ein und drehte sich um, als der Gruß als Bühnenflüstern schräg hinter ihr ertönte.
Hinter ihr stand ein Mädchen in der gleichen grauen Schuluniform, die Haare zu einem glatten Zopf gebunden. Sie trug eine runde Brille, die ihre Augen größer und sie dadurch allgemein jünger aussehen ließ.
„H-hi?“, gab Mia verschreckt zurück.
Das Mädchen hielt ihr lächelnd die Hand hin. „Ich bin Angel und du bist dann wohl Mia.“
Bevor Mia den ungewöhnlichen Namen, sowie den Fakt, dass das Mädchen ihren Namen kannte, verdauen konnte, hatte sie sich bereits ihr gegenüber gesetzt und fuhr fort: „Ich hab gehört, dass wir wen Neues in den Jahrgang bekommen.“
„Aha?“
„Jep.“
Mia versuchte das Gespräch zu retten: „Und du … bist auch neu?“
„Nein nein, ich bin ein alter Hase“, lachte das Mädchen.
„Aber du bist nicht im Unterricht.“
„Ich hab am Donnerstag immer die erste Stunde frei.“
Mia schaute kurz auf ihren halb fertigen Stundenplan. Sie auch.
„Ich dachte mir, dass ich mal Begrüßungskommitee spiele. Ist immer netter, wenn man schon wen kennt.“
Mia entspannte sich etwas. Angel hatte recht mit ihrer Aussage. Das hier war eine nette Abwechslung, nachdem sie das letzte Mal buchstäblich ins kalte Wasser geworfen worden war.
1 comment
Huge congratulations on this! I raced through it.
You really captured the horrible feeling of starting a new school and not knowing where to go. I loved the woman in glasses that looked as if they came from the children's department - lovely detail.
You did a good job of setting up Mia's disorientation, and her ennui at having to go through all this again, so that when Angel arrived I was pleased for her. Then, when I'd finished reading, I wanted to tell her that she might not want to trust her new friend...
So - this is an excellent opening, and I wish you lots of fun and success with writing the rest of it.
Finally, many many thanks for taking the course.
Emily
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